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Integrale Organisationsentwicklung - Die Grundlagen unserer Arbeit

„Wer Einblick hat, kann verstehen. Wer Durchblick hat, kann entscheiden. Wer Weitblick hat, weiß die Dinge zu lenken.“ 

Peter Amendt, Franziskaner-Mönch

In einer sich kontinuierlich wandelnden Welt sehen sich Unternehmen immer komplexeren Herausforderungen gegenüber. Hier setzt unsere Arbeit in der integralen Organisationsentwicklung an, ein ganzheitlicher Blick auf Unternehmen ist für uns dabei unerlässlich. Wir möchten dir einen Einblick geben, was es bedeutet, integral auf Organisationen zu schauen. Inzwischen sind die integralen Grundlagen für uns zu einer Gewohnheit des Denkens geworden und erleichtern uns sowohl den Arbeits- als auch den persönlichen Alltag.

Die integrale Landkarte

Die integrale Landkarte dient als Analyse- und Entwicklungstool, um den IST-Zustand deines Unternehmens zu bestimmen und dich dabei zu unterstützen, strategische Entwicklungen gezielt anzugehen. Sie dient dir zur Orientierung, damit du zu jedem Zeitpunkt im Alltag den eingeschlagenen Kurs deiner Organisation im Auge behalten kannst. 

In der integralen Landkarte sind drei integrale Methoden kombiniert: Die 4 Quadranten, die Werteebenen und die Entwicklungslinien. Diese Methoden werden dir im Laufe dieses Beitrags genauer vorgestellt. Durch ihre Kombination können die Unterschiedlichkeiten verschiedener Perspektiven der Menschen einer Organisation erfasst, verstanden und synergetisch genutzt werden.  

Der Fokus kann sich so auf die gesunde und erfolgreiche Weiterentwicklung der gesamten Organisation richten: Dabei geht es um die Gestaltung von Veränderung, um die Nutzung der vorhandenen Fähigkeiten und um die Potenzialentfaltung der Menschen. Du möchtest mehr über die Entstehung und Anwendung der integralen Landkarte erfahren? Wir haben ihr einen eigenen Beitrag gewidmet, den du hier findest.

Das 4-Quadranten-Modell

Die 4 Quadranten sind ein Modell zur Betrachtung der Wirklichkeit aus vier Perspektiven. Sie ermöglichen uns eine differenzierte Wahrnehmung des Alltags, von Projekten, unserer Organisation, von Einzelthemen und uns selbst. Bei der Analyse von Herausforderungen kann durch die vier Perspektiven ein Weg von den Symptomen hin zu den tiefer liegenden Ursachen von Problemen erschlossen werden. 

Wichtig dabei ist, dass sowohl alle Quadranten einzeln als auch im Zusammenspiel miteinander betrachtet werden. Anders formuliert bedeutet dies auch, dass bei Nichtbeachtung von mindestens einer Perspektive Projekte und Veränderungen eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, zu scheitern. 

Die Perspektiven lassen sich folgendermaßen darstellen: Die linken Quadranten beziehen sich auf unsere subjektiven Erfahrungen (innen), während die rechten Quadranten auf objektive, beobachtbare und messbare Aspekte (außen) eingehen. Dabei beziehen sich die oberen Quadranten auf das Individuum (ich) und die unteren auf das Kollektiv (wir) der Organisation.

Rechts unten (wir/außen) bezieht sich auf die Aspekte einer Organisation, die jeder von uns beobachten kann. Dazu gehören Produkte, Dienstleistungen, Prozesse, aber auch die Organisationsstruktur oder Regeln. Klassischerweise finden im Quadranten rechts unten Optimierungsprozesse statt. Das ist essentiell für Organisationen und Teams und gleichzeitig ist es häufig überbetont. Funktionieren Dinge nicht bzw. treten Konflikte und Unzufriedenheit in der Organisation auf, richtet sich der Fokus oft auf die äußeren sichtbaren Faktoren. Doch oft zeigen sich auf diesem Quadranten nur die Symptome, da wir es gewohnt sind, uns auf diesen Quadranten zu fokussieren und die meisten Analysetools zur Messung der Wirksamkeit von Organisationen hier ansetzen, wie Kennzahlen und KPIs.

Links unten (wir/innen) umfasst alles, was jeder Mensch in einer Organisation wahrnehmen, aber nicht direkt sehen kann. Es geht um die Kultur, also alles, was wir als Menschen gemeinsam in unserem Zusammenwirken gestalten. Das sind zum Beispiel die Kommunikationskultur, die Pausenkultur, die Führungskultur, oder die Kultur, wie wir mit Außenstehenden umgehen. Kultur in Organisationen basiert auf gemeinsamen Grundannahmen und Gewohnheiten. Diese können ausgesprochen (explizit) oder häufig auch nicht-ausgesprochen (implizit) sein. Außerdem gehören das Wir-Gefühl, die gelebten Werte oder die Verbundenheit zu diesem Quadranten. Alle Aspekte des Quadranten links unten sind erfahrbar, aber nicht direkt messbar. Man kann den Quadranten beeinflussen, aber nicht steuern, wie etwa einen Entwicklungs- oder Produktionsprozess. Eine klare Ausrichtung in diesem Quadranten bietet die Basis für erfolgreiche Arbeit auf den Anderen.

Rechts oben (ich/außen) finden wir alles, was bei einer Person von außen beobachtbar ist. Dazu gehören das Verhalten, das Wissen, die Kompetenzen und die Gesundheit. Die individuellen Fähigkeiten beziehen sich auf die Möglichkeiten einer Person, mit bestimmten Aufgaben und Herausforderungen umzugehen. Zu den Fähigkeiten gehören auch soziale Kompetenzen wie Teamfähigkeit oder Konfliktfähigkeit. Individuell angelegt sind auch Fähigkeiten wie Kreativität, Umgang mit Nichtwissen und Selbstwirksamkeit. Unsere Kompetenzen, Fähigkeiten und Verhaltensweisen bestimmen, ob wir bestimmte Aufgaben bewältigen können, wie wirksam unsere Kommunikation ist, wie wir mit Konflikten umgehen, wie wir führen etc. Dabei ist es wichtig, die Intention und die innere Verfassung von einem bestimmten Verhalten zu verstehen, um diese interpretieren zu können.

Links oben (ich/innen) werden die individuellen, subjektiven Wahrnehmungen und Erfahrungen dargestellt. Das heißt, links oben finden wir alles, was im Inneren einer Person stattfindet und von außen nicht beobachtbar ist. Gedanken, Gefühle, Haltung, Motive, Einstellung und Bedürfnisse finden hier ihren Platz. Diese Aspekte sind Teil unseres Erlebens, welcher nur uns selbst zugänglich ist und für andere nicht unmittelbar einsehbar ist. Wenn wir beginnen, uns unserer Unsicherheiten, Emotionen, Motivationen und anderer innerer Aktivitäten, wie zum Beispiel der Wahrnehmung unseres Körpers, bewusster zu werden, können wir damit einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung der Organisation leisten. Unsere Gefühle mehr zu äußern und unsere Motivationen untereinander zu teilen, bringt Klarheit in das organisationale System. Dies ist ein elementarer Schritt in die Richtung einer lernenden Organisation.

Die 4 Quadranten sind „nur“ ein Modell, das versucht, die Wirklichkeit zu erfassen und diese strukturiert darzustellen. Bei der Anwendung des Modells ist zu berücksichtigen, dass in der Realität die vier Sichtweisen häufig nicht so klar voneinander zu trennen sind und alles mit allem zusammenhängt. Alle Quadranten sind eng miteinander verwoben und sie beeinflussen sich gegenseitig. Mit Hilfe der 4 Quadranten können wir nicht nur aufzeigen, in welchem Bereich sich Probleme und Herausforderungen äußern, sondern gleichzeitig deren Ursachen, die häufig nicht auf dem gleichen Quadranten liegen, sichtbar machen.

Die Quadranten helfen uns dabei, unsere persönlichen wie auch organisationalen Aktivitäten im Kontext zu betrachten. So gewöhnen wir uns immer mehr an systemisches Denken, also das Bewusstsein, dass jede Handlung in Verbindung mit äußeren und inneren, individuellen und kollektiven Wirkungen steht und nie alleine betrachtet werden kann.


Die Werteebenen in Anlehnung an Clare Graves und Spiral Dynamics

In diesem Beitrag erfolgt eine sehr reduzierte Darstellung der Werteebenen nach “Spiral Dynamics” (Beck/Cowan) und dient nur einem ersten Kennenlernen. Wir sind Befürworter davon, die Werteebenen zu erleben, anstatt sie nur kognitiv zu erfassen. Falls dich das interessiert, findest du hier unsere passenden Angebote. 

Menschen, Kulturen und natürlich Organisationen tragen unterschiedliche Werte in sich. Diese Werte haben immensen Einfluss auf das Fühlen, Denken und Handeln in bestimmten Situationen. Spiral Dynamics bezeichnet eine Entwicklungstheorie solcher Werteebenen. In diesem Entwicklungsmodell ist jeder Werteebene eine Farbe zugeordnet. Die Anordnung der Farben ergibt sich aus der Entwicklung der Menschheit von vor 100.000 Jahren bis heute. Jede Werteebene entwickelt sich aus der vorangegangenen Werteebene. 

Wenn immer mehr Menschen in der Organisation diese gemeinsame Wahrnehmung und Sprache nutzen, kann eine neue Qualität in Zusammenarbeit entstehen. Wir können erkennen, aus welcher Werteebene ein bestimmtes Verhalten kommt, und uns darauf beziehen. Bei der Arbeit mit Spiral Dynamics geht es nicht um ein „nach oben“ Entwickeln, sondern vielmehr um ein Einbeziehen der Qualitäten aller Werteebenen für persönliche und organisationale Transformationsprozesse.

Beige: Überleben
seit ca. 100.000 Jahren 
Sicherung des Überlebens, Orientierung an existenziellen Bedürfnissen.

Purpur: Zugehörigkeit 
seit ca. 50.000 Jahren 
Zugehörigkeit zum Stamm/ zur Gruppe, die Sicherheit und Geborgenheit gibt. 

Rot: Macht
seit ca. 10.000 Jahren 
Starke Persönlichkeiten ergreifen impulsiv die Macht, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Schuldgefühle.

Blau: Ordnung 
seit ca. 5.000 Jahren 
Mit der Entwicklung von Gesetzen werden Sicherheit, Recht und Ordnung geschaffen.

Orange: Erfolg 
Erste Impulse vor ca. 650 Jahren
Erfolg und Effizienz. 

Grün: Gemeinschaft 
Erste Impulse vor ca. 150 Jahren
Zwischenmenschliche Verbundenheit, eine gleichberechtigte Gesellschaft und Nachhaltigkeit. 

Gelb: Integral 
Erste Impulse vor ca. 60 Jahren
Anerkenntnis und Integration vorangegangener Entwicklung

Die Entwicklungslinien

Entwicklungslinien stellen einzelne Themenbereiche dar, welche relevant für die Entwicklung deiner Organisation sind. Sie sind Ausprägung spezifischer Themen pro Werteebene in jedem Quadranten. Alle Entwicklungslinien sind miteinander verbunden und gleichzeitig kann es hilfreich sein, sich fokussiert mit einzelnen Linien zu beschäftigen. Sie ermöglichen eine differenzierte Betrachtung der 4 Quadranten, indem konkrete Themenbereiche festgelegt werden. Und sie ermöglichen eine klare Ausrichtung von möglichen Entwicklungsschritten in einem bestimmten Themenfeld.

Am besten schaust du dir die Entwicklungslinien auf der integralen Landkarte an. Die Namen der Entwicklungslinien stehen am äußeren Ende jeder Linie. Die Begriffe, die auf der Linie stehen, beschreiben die Ausprägung entsprechend der Werteebene pro Entwicklungslinie. Durch einen Entwicklungsschritt auf einer Linie ändert sich die jeweilige Ausprägung. Alle auf der Landkarte formulierten Ausprägungen sind, soweit es uns möglich ist, „gesund“ formuliert. Das bedeutet, die Ausprägung zeigt sich entsprechend der jeweiligen Werteebene in ihrer positiven Form. Jeder Wert kann sich allerdings auch in einem „zu wenig“ oder „zu viel“ ausdrücken. 

Bisher haben wir mit den 4 Quadranten einen Fokus auf innere und äußere sowie individuelle und kollektive Prozesse gesetzt. Anschließend kamen die Werteebenen dazu, die dir ein tieferes Verständnis von menschlicher und organisationaler Entwicklung geben können. Die Entwicklungslinien knüpfen genau hier an. Du kannst sie dir als „Fokuslinien“ vorstellen. Das heißt, dass es in jedem Quadranten verschiedene Themenfelder gibt. Die Entwicklungslinien dienen uns dazu, unsere verwirklichten und offenen Potenziale als gesamte Organisation zu reflektieren. Die integrale Landkarte setzt sich aus 20 Entwicklungslinien zusammen.

Jeder der 4 Quadranten beinhaltet eine Vielzahl von Themen. Es ist hilfreich, diese Themen zu ermitteln und einzeln zu betrachten. Jede Linie stellt ein Thema dar. Und jede Linie kann mithilfe der Werteebenen betrachtet und einer bestimmten Entwicklungslinie zugeordnet werden. So kannst du dich auf ein bestimmtes Thema fokussieren und dich mit diesem vertieft auseinandersetzen. Es wird dir möglich sein, genauer zu bestimmen, in welchen Bereichen deine Organisation gut aufgestellt ist und in welchen noch Entwicklungspotenzial liegt.

FAQ

  • Integral beschreibt den Versuch "Menschheitswissen“ ganzheitlich aufzubereiten, zu integrieren und zugänglich zu machen. So wird ein Umgang mit Multiperspektiven möglich und die Komplexität, in der sich Organisationen bewegen, bekommt eine Sprache.

  • Die integrale Landkarte ist ein Analyse- und Entwicklungstool für Organisationen. Es hilft dabei die Komplexität in Organisationen abbilden zu können, bietet eine gemeinsame Sprache und zeigt potenzielle Entwicklungsmöglichkeiten auf.

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  • Wir haben das Logbuch geschrieben - ein praktisches Handbuch mit Werkzeugen, Reflexionsübungen und integralen Inputs. Zusätzlich bieten wir verschiedene Trainings an, die denen wir dich die integralen Methoden erleben lassen.